Fußballgemeinschaft aus dem Landkreis Harburg zu Gast in München

50 Jahre Freundschaft: Der Besuch der Fußballgemeinschaft des Landkreises Harburg bei ihren Freunden von der Sportgemeinschaft des Landratsamts München sorgte wie hier auf dem Wallberg wieder für unvergessliche Momente. Foto: Landkreis Harburg
50 Jahre Freundschaft: Der Besuch der Fußballgemeinschaft des Landkreises Harburg bei ihren Freunden von der Sportgemeinschaft des Landratsamts München sorgte wie hier auf dem Wallberg wieder für unvergessliche Momente. Foto: Landkreis Harburg
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Stelle/Winsen (Luhe). 50 Jahre Freundschaft zwischen Münchenern und „Winsenern“, 50 Jahre Sportgemeinschaft Landratsamt München und der 866. Geburtstag der Stadt München: Anfang Juni gab es beim Besuch der Fußballgemeinschaft des Landkreises Harburg bei ihren Freunden von der Sportgemeinschaft des Landratsamts München noch mehr zu feiern als üblich. Ganz besonders natürlich die außergewöhnliche Freundschaft zwischen Bayern und Niedersachsen, zwischen Isar und Elbe, die seit sage und schreibe 50 Jahren alle zwei Jahre mit offiziellen Treffen intensiv gepflegt wird. Auch in diesem Jahr brach eine 25-köpfige Reisegruppe vom Harburger Bahnhof trotz hochwasserbedingter Widrigkeiten in die bayrische Landeshauptstadt auf, um ihre Münchner Freunde zu besuchen. Und dabei ging es natürlich wieder rund.

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Wie die Freundschaft 1974 ihren Ausgangspunkt nahm, ist mittlerweile legendär: Alles begann vor 50 Jahren mit einem Schreiben des damaligen Ordnungsamtsleiters der Kreisverwaltung Otto Kröger an den CSU-Vorsitzenden Franz-Josef Strauß. Unterstützt vom 2022 verstorbenen Oberkreisdirektor Hans Joachim Röhrs fragte Kröger damals ganz unbescheiden an, ob Strauß nicht ein Spiel der Fußballgemeinschaft des Landkreises Harburg gegen eine bayrische Mannschaft im Münchner Olympiastadion möglich machen könne. Dieser gab die „Herausforderung“ der Nordlichter ans Münchener Landratsamt weiter. Und so nahm ein jahrzehntelanger herzlicher Austausch und eine Freundschaft über Kultur‑, Sprach- und Mentalitätsgrenzen hinweg ihren Anfang, die von beiden Seiten bis heute auch abseits der offiziellen Treffen hochgehalten wird. Während der ersten Jahrzehnte stand noch die sportliche Rivalität im Vordergrund, im Laufe der Jahre gewannen Geselligkeit und gemeinsame Erlebnisse immer stärker an Bedeutung. Das liegt neben dem höheren Alter einiger Säulen der Freundschaft womöglich auch daran, dass die Münchner fußballerisch meist die Nase vorn hatten – auch wenn die „Winsener“ Delegation diese Bilanz durch ihre Überlegenheit am Kickertisch im Duell zwischen den ehemaligen Präsidenten Uwe Stoef und Rudi Huber 2024 wieder etwas ausgeglichener gestalten konnte.

Bei aller Konkurrenz im Sport und allen kulturellen Unterschieden zwischen Bayern und Niedersachsen verbindet Münchner und „Winsener“ jedoch erheblich mehr, als man vielleicht annehmen sollte. Auf jeden Fall hat die Freundschaft zwischen der Fußball- und der Sportgemeinschaft tiefe historische Wurzeln, die nicht nur 50 Jahre, sondern bis ins Hochmittelalter zurückgehen: Und zwar auf den Welfenfürsten Heinrich den Löwen, der im 12. Jahrhundert sowohl in Bayern als auch im heutigen Niedersachsen als Herzog herrschte. Unter seiner Regentschaft wurden sowohl München am 14. Juni 1158 als auch Winsen am 21. Mai 1158 erstmals urkundlich erwähnt – wenigstens hier hat die Kreisstadt des Landkreises Harburg um 24 Tage die Nase vorn, was der Freundschaft jedoch genauso wie sportliche Bilanz keinen Abbruch tut.

Ganz im Gegenteil: 866 Jahre später tauchte die Delegation der Fußballgemeinschaft Landkreis Harburg gemeinsam mit ihren Freunden von der Sportgemeinschaft um Präsident Florian Huber mit einem abwechslungsreichen Programm wieder tief in bayrische und Münchener Lebensart, Kulinarik und Kultur, mit ihren vielfältigen und zum Teil auch widersprüchlichen Seiten ein. Dafür sorgen tiefe Einblicke in die Geschichte Münchens zwischen Stadtvätern und Wittelsbacher Monarchen, Isarflorenz und „Stadt der Bewegung“ in den dunklen Zeiten des Nationalsozialismus bis hin zu „Laptop und Lederhose“, der heutigen Metropole mit dörflichem Charakter zwischen dem königlich-bayrischem Sommersitz Schloß Nymphenburg, dem Arbeiterstadtteil Giesing oder dem Szeneviertel Schwabing. Andächtige Momente in der spätgotischen Frauenkirche hatten genauso Platz wie Hardrock-Café und Hofbräuhaus. Blasmusik am Marienplatz traf auf Irish-Bayrisch-Folk am Rindermarkt und den Groove Metal von Alien Weaponry aus Waipu (Neuseeland) im Kulturzentrum Backstage.

Eindeutiger Höhepunkt des Wochenendes – darin waren sich wohl alle einig – war aber die Fahrt in die fast schon klischeehafte Bilderbuchidylle der bayrischen Alpen. Rund um den von kristallklaren Gebirgsbächen gespeisten, herrlich türkisblauen Tegernsee zeigt sich Bayern wohl von seiner schönsten Seite. Nach einem Törn mit der Bayrischen Seeschifffahrt galt es dann, zumindest halbwegs schwindelfrei zu sein. Von Rottach-Egern ging es mit der Gondel hinauf auf den 1.722 Meter hoch über dem Tegernsee thronenden Wallberg. Angesichts des Ausblicks über den See, die bayrischen Voralpen und das Mangfallgebirge bis hinüber nach Österreich fühlte sich wohl so mancher niedersächsische Flachländer aus dem Landkreis Harburg dem Himmel nicht nur topographisch näher als sonst.

Mit einem gemütlichen Beisammensein im Innenhof des historischen, ehemaligen Paulanerklosters in München-Au am Mariahilfplatz, dem heutigen Hauptgebäude des Landkreises München und herzlichen Abschiedsworten des Münchner Landrats Christoph Göbel ging ein Besuch zu Ende, mit dem ein weiteres Kapitel einer an Anekdoten reichen 50-jährigen Freundschaft geschrieben wurde. Mit zahlreichen unvergesslichen Eindrücken, geselligen Erlebnissen und wunderschönen Momenten im Gepäck trat die Winsener Delegation die Rückreise gen Norden in den Landkreis Harburg an. (dh/ein)