
Stelle. Wenn 50 Jugendliche freiwillig um 7 Uhr morgens auf einem Schulparkplatz stehen, um vier Tage lang auf Matratzen zu schlafen, Salate zu schnippeln und sich den Sand in die Schuhe zu baggern, dann muss etwas Besonderes dahinterstecken. Was vor 15 Jahren mit einer kleinen Gruppe begann, die sich alle zwei Jahre auf den Weg nach Grömitz machte, ist heute ein fester Termin im Kalender der Volleyballabteilung des TSV Stelle – jährlich und mit wachsender Begeisterung.
Der Jugendwart hatte auch dieses Mal alles bis ins Detail geplant. Vom Fahrplan bis zum Menü – alles war durchdacht, alles lief reibungslos. „Ruckzuck“ waren die Autos besetzt, und die Fahrt begann. In Grömitz angekommen, bezogen die Jugendlichen ihre Hütten – mit Platz für fünf bis zehn Teilnehmer – selbstständig und ganz ohne Hilfe. Auch die fünf „Neuen“ waren sofort integriert. Kein Gekuschel, kein Zögern – Teamgefühl vom ersten Moment an.
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Zwischen Spielfeld und Salatbar: Lernen fürs Leben
Das eigentliche Wunder spielte sich nicht nur auf den Volleyballfeldern ab, sondern im Gemeinschaftszelt. Denn dort wurde geschnippelt, gewürzt, gekocht und organisiert – von den Jugendlichen selbst. Bruschetta mit Tomatenwürfeln in 9‑Millimeter-Kantenlänge? Kein Problem. Kräuterbutter in laktosefreier Variante? Läuft. Während auf dem Grill Würstchen, Fleisch, Maiskolben, Grillgemüse und Grillkäse brutzelten, entstand ein Buffet, das viele Eltern zu Hause überraschen würde – nicht nur wegen der kulinarischen Vielfalt, sondern vor allem wegen der Eigenverantwortung, mit der gearbeitet wurde.
Und das war kein Einzelfall: Ob beim Fähnchenturnier – bei dem jede Runde neue Teams ausgelost wurden – oder beim „King of the Court“, bei dem sich eine Zehnjährige mit einem gestandenen Ligaspieler zusammentat: Altersunterschiede, Leistungsstufen oder Geschlecht spielten keine Rolle. Entscheidend war, wer sich traut – und wer mitzieht.
Teambuilding mit Tiefgang
Am zweiten Tag ging es tiefer: Die Jugendtrainer hatten ein professionelles Teambuilding vorbereitet. Vier komplexe Aufgaben forderten Kommunikation, Entscheidungsfreude und Vertrauen. Dass sich die Jugendlichen mit verbundenen Augen von einem Tisch in die Arme der Gruppe fallen ließen, spricht Bände. Wer so etwas erlebt, wächst über sich hinaus – als Individuum und als Team.
„Warum tut ihr euch das als Betreuer eigentlich an?“ Diese Frage hört man oft. Die Antwort liegt in den leuchtenden Augen beim Abendessen, in den leisen Absprachen am Grill, im lauten Lachen auf dem Volleyballfeld und im stillen Respekt der Jugendlichen voreinander.
Mehr als Freizeit – ein Modell für Zusammenhalt
Die Grömitz-Fahrt ist längst kein bloßer Ausflug mehr. Sie ist ein Miniaturmodell für Gemeinschaft, Eigenverantwortung und Miteinander. Und sie zeigt eindrucksvoll, wie viel Jugendliche leisten können – wenn man sie nur lässt. Wer jetzt denkt: „Das wäre auch was für mein Kind“ – hier die Fakten: Teilnahmebedingung ist die Mitgliedschaft in der Volleyballabteilung. Ein Einstieg ist ab etwa zehn Jahren im Anfängertraining möglich. Dieses findet dienstags von 16.30 bis 18 Uhr in der Schulsporthalle in Stelle statt.
Man kann sich also sicher sein: Auch im kommenden Jahr wird wieder geschnippelt, gebaggert, gebrutzelt – und gemeinsam gewachsen. (cg)