Landesregierung empört über Bahn-Pläne – Neubautrasse ohne Rückhalt

Horst Bellof (l.) und Stefan Mundt von der Bürgerinitiative Trassenalarm. Foto: Hamann
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Stelle. Das Thema Neubautrasse für eine ICE Verbindung quer durch Seevetal schien eigentlich vom Tisch. Jetzt prescht die Deutsche Bahn erneut vor und präsentiert scheinbar über Nacht ihre Planung: Eine Neubautrasse statt Alpha‑E.

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Nur rund 24 Stunden vorher lud die Deutsche Bahn Landes- und Bundestagsabgeordnete sowie Vertreter der Kommunen zu einer Videokonferenz ein. Die Presse war für den heutigen Freitag, 14 Uhr geladen. Einer Bitte stelle-aktuells.de um Teilnahme an der Pressekonferenz blieb seitens der Deutsche Bahn unbeantwortet. Schließlich lud Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede stelle-aktuell.de ein, an der Präsentation der Deutschen Bahn im Rathaus teilzunehmen.

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Die Deutsche Bahn präsentiert ihre Planung einer zweispurigen Neubautrasse quer durch Seevetal. Diese soll vor allem dem Deutschlandtakt entsprechen, Fahrtzeiten zwischen Hamburg und Hannover um rund 20 Minuten verkürzen. Auch der Güterverkehr soll über die neue Trasse rollen. Ex Bundesverkehrsminister Volker Wissing sprach sich im vergangenen Jahr noch klar gegen einen Neubau und für Alpha E – also die Generalsanierung der Strecke aus.

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies – damals noch Verkehrsminister von Niedersachsen – stand für Alpha‑E ein. In einer heutigen Pressemitteilung stellt sein Nachfolger Grant Hendrik Tonne fest: „Die Lösung liegt seit vielen Jahren auf dem Tisch: das Alpha-E-Konzept: gemeinsam in einem Dialog erarbeitet, für wirtschaftlich sinnvoll gehalten, politisch breit getragen. Es setzt auf den Ausbau bestehender Strecken – statt auf neue Schneisen durch die Landschaft. Das Alpha E – Konzept ist durch das Engagement des Landes in einem großen Dialogprozess entstanden, nachdem die Deutsche Bahn mit ihren eigenen Planungen nicht weitergekommen ist”, erklärt Tonne.

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Die heute veröffentlichte Neubauplanung verlaufe abseits vorhandener Infrastruktur und bringe den Menschen vor Ort nichts: keine Bahnhöfe, kein Fernverkehrsanschluss, stattdessen mehr Güterverkehr ohne Lärmschutz auf den heutigen Strecken. „Und selbst am Zielpunkt in Hamburg fehlt derzeit die Anschlusskapazität – der Knoten ist längst überlastet. Auch in einen möglicherweise klugen Deutschlandtakt passt das Konzept nicht. Es bleiben also sehr viele Fragezeichen”, so Tonne weiter.

Für Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede ist klar: „Wir lassen uns von der Deutschen Bahn nicht weiter belügen und betrügen. Mit uns nicht mehr”, sagt die Verwaltungschefin gegenüber stelle-aktuell.de. Die Gemeinde Seevetal hat mit sofortiger Wirkung das Betretungsverbot auf Gemeindegrundstücke für Deutsche Bahn Mitarbeiter und im Auftrag des Unternehmens arbeitende Firmen ausgesprochen und alle Verhandlungen eingestellt.

„Für uns kommt die Entscheidung der Deutschen Bahn für den Neubau nicht überraschend”, sagt Stefan Mundt von der Bürgerinitiative Trassenalarm. Die Initiative setzt für den Erhalt der Alpha‑E Variante ein. „Wir planen jetzt Anfang kommender Woche nächste Schritte gegen die Bahn”, sagt Mundt. Dafür will er mit sämtlichen Bürgerinitiativen entlang der geplanten Neubaustrecke zusammenarbeiten. „Jetzt wird eine härtere Gangart eingeschlagen”, sagt der 1. Vorsitzende im Gespräch mit stelle-aktuell.de.

Niedersachsens Verkehrsminister Tonne umtreibt hingegen die Sorge, dass es wieder über Jahre hinweg keinerlei Fortschritte geben wird, viel Geld in Planungen investiert wird und die Menschen keine sichtbaren Ergebnisse bekommen. „Schon in den letzten Jahren hat die Deutsche Bahn das Netz nicht zum Guten entwickelt und keine substantiellen Mittel in den Erhalt der bestehenden Strecken gesetzt. In der Aufarbeitung dieser Versäumnisse sieht Niedersachsen weiterhin die Chance, die Generalsanierung und eine wirkliche Kapazitätserweiterung in Einklang zu bringen. Der neue Zeitplan für die Generalsanierung bietet die Chance, den Ausbau zwischen Hannover und Hamburg sinnvoll einzubetten”, so Tonne. (tj)

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