Stelle/Landkreis Harburg. Die Rücklagen schwinden, die Ausgaben steigen – der Landkreis Harburg steht vor massiven finanziellen Herausforderungen. Kreiskämmerin Annerose Tiedt hat dem Finanzausschuss jetzt drastische Zahlen präsentiert: Ohne Gegenmaßnahmen drohen Defizite in zweistelliger Millionenhöhe. Ihr Vorschlag, um gegenzusteuern: Die Kreisumlage soll deutlich angehoben werden.
Die Zahlen, die Tiedt in der jüngsten Sitzung vorlegte, sind alarmierend. Ohne größere Eingriffe würde das Minus im Jahr 2026 bei 38 Millionen Euro liegen. Ein Jahr später könnte das Defizit sogar auf 46 Millionen Euro anwachsen. Um die finanzielle Schieflage abzuwenden, plant die Kämmerin eine Erhöhung des Kreisumlagehebesatzes um sechs Prozentpunkte auf 54,5 Prozent.
Diese Maßnahme würde das Defizit zwar nicht vollständig beseitigen, aber deutlich reduzieren. Mit der Anhebung läge das Minus 2026 noch bei zwölf Millionen Euro. Im Jahr 2027 wären es 20 Millionen Euro. Die Kreisumlage ist der Beitrag, den Städte und Gemeinden wie Stelle an den Landkreis zahlen müssen. Eine Erhöhung bedeutet also unmittelbar höhere Belastungen für die Kommunen.
Rücklagen rasant aufgezehrt
„Rücklagen, die gebildet wurden, sind jetzt rasant aufgezehrt worden”, sagt Tiedt während der Sitzung. Ohne Gegensteuerung drohe dem Landkreis eine ernsthafte Schieflage. Die Kämmerin verwaltet einen großen Haushalt: 601 Millionen Euro Einnahmen stehen im Jahr 2026 insgesamt 613 Millionen Euro an Ausgaben gegenüber.
Sozialbereich als größter Kostentreiber
Als Hauptursache für die angespannte Finanzlage identifizierte Tiedt den Sozialbereich. „Das ist unser größtes Sorgenkind”, sagt auch Landrat Rainer Rempe (CDU) mit Blick auf die Sozialausgaben. Diese würden jährlich um zehn bis 30 Prozent steigen. Insbesondere die Kinder- und Jugendhilfe belaste den Haushalt massiv. Allein die Kita-Zuschüsse belaufen sich jedes Jahr auf mehr als 50 Millionen Euro.
Die geplante Erhöhung der Kreisumlage wird die Kommunen im Landkreis vor zusätzliche Herausforderungen stellen. Sie müssen entscheiden, wie sie die höheren Zahlungen an den Landkreis in ihren eigenen Haushalten abbilden. Für Stelle und die anderen Städte und Gemeinden bedeutet das möglicherweise Einsparungen an anderer Stelle oder höhere Steuereinnahmen.









